Die Geschichte der v. Schad'schen Stiftung

"Thue ich Anna Sybilla Schadin von Mittelbieberach hiermit kund und bekenne, daß ich in christlicher Anerinnerung meiner Sterblichkeit oftmals erwogen, wie ich wegen der von dem lieben Gott mir verliehenen zeitlichen Gütern vor meinem Ende eine solche Verordnung machen möchte, wodurch nicht allein künftiger Streit verhütet, sondern auch Gottes Ehre und des Nächsten Nutzen befördert, dabenebst aber zugleich der Schadische Name allhier in Frankfurt in rühmlichen Andenken erhalten werden könnte.

Was aber nächst diesem meine zeitliche Verlaßenschaft betrifft, so habe, in Erwägung, daß ich Anna Sybilla Schadin von Mittelbieberach, ledigen Standes und die letzte des Schadischen Stammes allhier in Frankfurt bin, auch keine nahe Geschlechtsverwandte verlaße, von einem Theile derjenigen Gütern und Vermögen, so mir der liebe Gott bescheret, eine löbliche Stiftung zu ordnen mir fürgesetzet, und in Betrachtung, wie ich und meine beiderseitigen Voreltern von undenklichen Jahren her der hiesigen Ganerbschaft der adelichen Geschlechter auf alten Limpurg zugethan und einverleibt gewesen, so habe ich selbige adeliche Familien, als meine allerseits werthgeschätzten Vettern und Basen hierbei vor allen andern zu bedenken und in Betrachtung zu ziehen für billig erachtet, und hierdurch das Andenken meines allhier abgehenden Geschlechts bei wohlgemeldter adelichen GanErbschaft rühmlich erhalten wollen.

Indem nun mein dermaliges in Frankfurt auf Unsern lieben Frauen Berg gelegenes Wohnhaus (so aus denen zwei zusammengebauten Häusern zum grünen Vogel und Paradieß genannt, bestehet) wohl bei 400 Jahren her von keinem andern als der obigen Gesellschaft Alt Limpurg zugethahenen adelichen Geschlechtern, beseßen und von dem einen auf den andern geerbet worden, welcher Ursach wegen ich billig auch dieses alte Geschlechtshaus in derer noch ehemaligen Besitzern solches Hauses mit abstammenden Familien ihren Besitz gerne beständig erhalten haben möchte; so habe ich gedachtes mein Wohnhaus zuvorderst zu der benannten und weitern hiernächst beschriebenen Stiftung legiren und verschaffen wollen."

So steht es im Testament der Anna Sybilla Schad von Mittelbieberach vom 19. November 1732, dass durch ihren Tod 1737 dann 1738 verwirklicht wurde.

Auf diese Weise entstand vor über 270 Jahren die von ihr gegründete von Schad'sche Stiftung. Sie pflegt noch heute das Andenken an diese großartige Frau, deren Name unvergessen bleibt und deren erstaunlich weit blickende aktuelle Gedanken noch heute durch die Erträgnisse der Stiftung verwirklicht werden.

Aus ihrem Testament geht hervor, wie sehr sie sich den Alt-Limpurgern verbunden fühlte. Nicht nur, dass sie in erster Linie den Söhnen und Töchtern der Limpurger zu einer ordentlichen standesgemäßen Ausbildung verhelfen wollte. Sie gab auch die Verwaltung der Stiftung vertrauensvoll in die Hände der Adligen Ganerbschaft des Hauses Alten Limpurg, aus deren Kreis die Administratoren gewählt werden.

Dank der guten Ausstattung der Stiftung vor allem mit dem Haus am Liebfrauenberg erfüllt die Stiftung noch heute ihren Zweck und verhilft vielen Studenten und Studentinnen zu angemessenen Studienbeihilfen und unterstützt Einrichtungen, die auf dem Gebiet der Ausbildung und Erziehung tätig sind.

Die Mieterträge des Hauses Liebfrauenberg 39 sind noch heute eine gute Grundlage für das Wirken der Stiftung.